
Marie ist wirklich ein Schatz. Sie ist herrlich normal. Weißt du, was ich meine?
Da sind diese vielen – vermeintlich kleinen – Dinge. Sie sorgt für die Familie, tröstet ihre Lieben, wenn sie Kummer haben, und auch im Büro kann sich jeder auf sie verlassen.
Manchmal, wenn sie Pause hat und es ruhig wird, dann geht sie Gedankenwellen reiten.
Sie hat so viele Fragen. Wie schön es wäre, denkt sie zuweilen, wenn die Antworten über Nacht zu ihr kämen. Besonders dann, wenn sie sich in den eigenen Gedanken verfängt.
Lilly ist die kleine Seele von Marie und wacht über deren Herz. An manchen Tagen muss sie sehr erfinderisch sein, wenn Marie sie gar nicht versteht, denn leider kann Marie die Stimme ihres Herzens nicht immer hören. Lilly liebt es sehr, gemeinsam mit Marie zu wachsen. Für Lilly gibt es nichts Schöneres. Es war ihre Idee, dass ich dir die beiden vorstelle.
Sie meint, es sei wichtig – vielleicht ja sogar nicht nur für Marie, sondern eventuell ein Stück weit auch für dich.
Lilly ist nämlich der festen Überzeugung, dass das Herz Antworten hat, die der Verstand nicht kennt.

Marie weiß nicht, dass Lilly da ist, um ihr zu helfen. Sie weiß auch nicht wirklich, was die Menschen meinen, wenn sie sagen: „Folge der Stimme deines Herzens.“
Marie steht am Fenster. Warum hatte sie nicht einfach ‚Nein‘ gesagt? Von Anfang an hatte sie keine Lust auf diese Party. Sicher würde der Abend für sie eine Katastrophe werden.
Sie kennt niemanden und steht schon lange alleine an der Seite, mit dem Blick in den dunklen Garten. Sie fühlt sich fehl am Platz. So schlimm hatte sie es nicht erwartet. Am liebsten würde sie gehen, zu Hause einen guten Tee kochen und ein schönes Buch lesen. Aber das wäre zu unhöflich. Ihre Freundin wäre dann sicher sauer. „Ach“, denkt sie bei sich, „ein halbes Stündchen schaffe ich noch.“
„Ich glaub es einfach nicht“, denkt Lilly, „was macht sie da? Wozu soll das gut sein?“ Lilly sitzt auf ihrem Lieblingsplatz, ganz nah am Herzen und kann kaum atmen. Marie ist so unglücklich, dass sie meint, es nicht mehr auszuhalten. Der Druck steigt. Lillys Platz wird immer enger. „Hör auf ,Marie“, ruft Lilly mit lauter Stimme, „hör auf und geh.“ Aber Marie hört sie nicht.
„So geht das nicht“, entscheidet Lilly. Mit all ihrer Liebe schickt sie kleine Impulse an Maries Herz. Dieses zarte Gefühl kennt Marie. So kann Lilly sie erreichen. Ganz sanft löst sich der Druck.
Marie steht noch immer am Fenster. Aber etwas ist anders. Ihr Ärger geht. Ihre Gedanken werden wieder klarer. Sie fühlt, dass sie gehen darf. Jetzt!
Lilly ist erleichtert. Die kleine Seele lächelt und dehnt sich mit ganzer Hingabe wieder auf ihrem Platz unter Maries Herz aus. „Wir sind ein gutes Team“, denkt Lilly. „Wenn Marie nur verstehen würde, wie wichtig es ist, sich selbst zu respektieren. Aber das werde ich ihr schon noch beibringen. Dafür bin ich schließlich hier!“
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